Bildungsarbeit in 2017


Mittwoch, 12.April 2017

"Von der Kakaofrucht zur Schokoladentafel" - Mittelhessen Bote

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Kindergruppe der Freien Waldorfschule Wetterau besucht den Weltladen Bad Nauheim

Auf Expedition in die weite Welt ging die Kindergruppe der Freien Waldorfschule im Weltladen Bad Nauheim. Die 9-11 Jährigen wurden vor Betreten des Ladens von ihren Betreuerinnen gut vorbereitet: „Anfassen darf man nur mit den Augen“, war die Devise. Und so ging dann der Besuch wirklich sehr entspannt über die Bühne, und die Kinder waren mit großem Interesse bei der Sache.

Gerd Joachim präsentierte einige überraschende Dinge aus fernen Ländern: Trinkglas, Aufbewahrungsbox, Elefant-Paper-Box. Diese wurden genauer unter die Lupe genommen und die Herkunftsländer benannt: Südafrika, Indien, Vietnam. Der große Teppich mit Erdteilen half, eine Vorstellung von der Herkunft der Waren zu schaffen, nachdem der Standort Deutschland erst einmal gefunden worden war. Das sind alles Länder, die weit im Süden von uns liegen, stellte Konrad fest. Das Material, aus denen die Waren produziert sind, identifizierte Friedrich schnell: leere Glasflasche, leere Plastikflasche, bunter Papierkatalog und Elefantendung. „Rohstoffe“, die wir hier einfach fortwerfen, nutzen Menschen in anderen Ländern, etwas herzustellen, um für ihr Leben ein wenig Geld zu verdienen. An diesen Beispielen wurde den Kindern schnell die wichtige Aufgabe des Weltladens klar: Waren von den Menschen zu verkaufen, die es besonders nötig haben und denen geholfen werden muss. Anschließend konnte die bunte Warenvielfalt in kleinen Gruppen Schritt für Schritt in kleinen Gruppen entdeckt werden. Unterschiede zwischen einem REWE oder Tegut-Laden konnten auch ohne längeres Nachdenken ausgemacht werden: der Weltladen ist kleiner aber bunter und schöner gestaltet. Er führt keine Frischwaren, weil diese zu schnell schlecht werden, wie Ella genau bemerkte.

Mit Kakao für die heißgeliebte Schokolade ging es weiter: woher kommt der Kakao, was gibt es alles vom Kakao zu berichten. Dazu lagen eine große Machete, eine Kakaofrucht, Kakaobohnen und einige Bilder bereit. Mit diesen Materialien verschafften sich die Schülerinnen und Schüler einen wirklich plastischen Überblick, über das, was alles in einer Tafel Schokolade steckt. Einige probierten die Kakaobohnen, und diese schmecken bitter! Besonders beeindruckend waren die Fotos über die Arbeit der Kinder in den Kakaoplantagen, zum Beispiel der Tagesablauf von Miguel, der morgens um 4.00 Uhr aufsteht und 8 Stunden auf der Plantage arbeiten muss, damit die Familie etwas mehr zum Leben hat. Schnell war man sich einig, dass man da doch lieber zur Schule gehe und elektrischer Strom doch eine gute Sache sei.

Der Schokoladetest war natürlich ganz im Sinne der Kinder. Nicht nur der Geschmack (Milka: süß und Weltladen-Schokolade von GEPA schmeckt mehr nach Kakao) sondern auch Verpackung: Milka: Plastik, GEPA: Papier und Preis: Milka knapp 1€, GEPA 1,50€ wurden kritisch unter die Lupe genommen. Teurer ist die Weltladen-Schokolade schon, aber mit dem Geld, was man mehr bezahlt, wird den Bauern geholfen, und ihre Kinder können dann auch zur Schule gehen. Sehr wichtig! Das war die einhellige Meinung aller.

Mit Fotos erschlossen sich dann die kleinen Gäste den Weg von der Kakaopflanze, über Frucht, Ernte, Trocknung, Fermentierung, Verfüllung der Bohnen in Säcke und Verschiffung nach Übersee zur endgültigen Herstellung der Schokolade.. Also alles in allem ein wirklich spannendes Weltladenabenteuer für die 9-11 Jährigen.

 Mit einem „Vielen Dank und bis zum nächsten Mal“ machte sich die Gruppe dann auf den Heimweg zur Freien Waldorfschule Bad Nauheim.

 

Der Weltladen Bad Nauheim bietet Veranstaltungen unterschiedlicher Länge und mit verschiedenen Themen zum fairen Handel (Weltladenexkursion, faire Stadtrallye, „Was steckt hinter einer Jeans?“, Schokoladenexpedition) ab der Grundschule bis zur Sekundarstufe 2 an. Bei Interesse können sich Schulklassen und Jugendgruppen wenden an: mail@bad-nauheim-fair-wandeln.de.

 

(Fotos: Gerd Joachim)

Wie fair handelt Bad Nauheim?

BSG Schüler auf Fairtrade-Rallye in Bad Nauheim unterwegs

(Foto: Gerd Joachim)
(Foto: Gerd Joachim)

Eine sehr abwechslungsreiche Entdeckungstour unternahmen 16 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule am Gradierwerk, die selbst eine Fairtrade Schule ist, in verschiedene Geschäfte der Innenstadt. Die vom Bildungsteam des Weltladen Bad Nauheim ausgearbeitete Rallye führte sie in Lebensmittelgeschäfte, einen Naturkost-, Blumen- und verschiedene Modeläden. Dort erkundigten sich die Jugendlichen bei InhaberInnen oder VerkäuferInnen nach dem Warenangebot aus fairem Handel. Hier einige Ergebnisse: im Reformhaus besteht eine gewisse Nachfrage nach fair gehandelten Produkten, insbesondere Kaffee mit steigender Tendenz. Im Blumengeschäft konnte der Inhaber auf fair gehandelte Rosen aus Äthiopien verweisen. Arbeitssicherheit und angemessene Entlohnung hob er dabei besonders hervor. Der Lebensmittelmarkt (Tegut) bietet eine recht breite Vielfalt an fair gehandelten Produkten an. Hier spielt das Bewusstsein, helfen zu können, sowohl auf Seiten des Anbieters und der KundeInnen die entscheidende Rolle. Kaffee erweist sich dabei als der Renner. Formuliert wurde das Ganze dann von den BSG-Schülern so: „Kauf aus Gewissensgründen“.

 

Viele Modegeschäfte, die in der Regel größeren Ketten angehören, können mit fair gehandelten Produkten nicht aufwarten. Insbesondere die Zentralen haben wenig Interesse an fair gehandelten Jeans, T-Shirts usw.. Die Bedingungen, unter denen die Kleidung hergestellt wird, bleiben im Dunkeln. Eine Ausnahme stellt dabei MAM-Jeans dar. Der Inhaber Herr Burkhard Unger äußerte im Verlauf eines spannenden Gesprächs seine Bedenken zur Verlässlichkeit der verschiedenen Labels. Er bemerkte, dass in der Regel Umweltstandards (Wasserverbrauch, Umgang mit Chemikalien) bei Produktion der im Laden angebotenen Kleidung eingehalten werden. Sein Sohn wies darauf hin, dass beim ökologischen Baumwollanbau unbedingt die Zahlen zu hinterfragen sind: allein die Menge an Baumwolle, die in Deutschland als ökologisch ausgewiesen würde, entspräche der gesamten Weltproduktion. Bis auf ein T-Shirt der Marke NUDIE aus Schweden gibt es keine fair gehandelten Textilien. Die KundInnen-Wünsche bestimmen das Angebot, zusätzlich natürlich auch die Konkurrenz zu den anderen Modegeschäften. Eine Nachfrage nach fair gehandelter Kleidung besteht praktisch nicht.

 

Dazu gab es PassantInnen-Iinterviews. Jens, Kunde im Weltladen, nannte folgende Gründe für sein Kaufverhalten: er fühlt sich durch den Kauf von Fairtrade-Produkten besser, und ihm tun zwei Euro mehr nicht weh.

 

Fazit: Ziel der Rallye war es, herauszufinden, ob sich Bad Nauheim zu Recht Fairtrade-Stadt nennen kann. Momentan sind 12 Geschäfte regionale Partner (z.B.: MAM-Jeans). Dazu kommen überregionale wie zum Beispiel REWE, Tegut, Tchibo und Rossmann.

 

Die Untersuchung ergab, dass sich in diesen Geschäften fair gehandelte Waren finden, insbesondere in solchen mit Lebensmitteln.

Was kann getan werden, um die Palette zu erweitern? KundInnen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das, was in Läden angeboten wird. Somit sollte zum Thema fairer Handel die Aufklärungsarbeit durch die Stadt und Vereine intensiviert werden, die sich dieser Thematik widmen, damit der faire Handel aus seiner exklusiven Ecke herauskommt.

Insgesamt war die Stadtrallye für die BSG-SchülerInnengruppe ein spannendes Erlebnis mit Beobachtungen und Ergebnissen, die sicher noch einige Zeit intensiv diskutiert werden.

Weltladenbesuch der SchülerInnengruppe der Beruflichen Schulen am Gradierwerk (BGS)

16 BSG-SchülerInnen im Weltladen Bad Nauheim

 

Mit ihrer Lehrerin, Frau Schneweis, starteten die BSG-SchülerInnen die große Weltladenexpedition. Die Idee und Materialien dazu hat das Bildungsteam des Weltladens entwickelt.

 

Nach einer kurzen Begrüßung durch Gerd Joachim vom Bildungsteam des Weltladens wurden in kleinen Arbeitsgruppen Waren aus vielen Ländern unter die Lupe genommen und mit Hilfe der auf den Verpackungen reichlich abgedruckten Informationen genauer untersucht. Tees, Kaffee, Süßigkeiten, Kunsthandwerk, Gewürze, Nüsse und Öle stellten sich die Jugendlichen in der anschließenden Auswertung kurz vor, ordneten sie den Produktionsländern zu und erfuhren einiges zu den verschiedenen Siegeln, die im fairen Handel verwendet werden. Besonders beeindruckend waren dabei die wirklich erstaunlichen Ideen, wie zum Beispiel aus Glasflaschen Trinkbecher, aus Plastikflaschen Aufbewahrungsboxen herzustellen und aus Reissäcken Tragetaschen zu nähen, aus alten Katalogen bunte Körbe zu produzieren.

Gerd Joachim, der an diesem Tag die Gruppe betreute, wies darauf hin, dass dieses sogenannte „Upcycling“ in aller Deutlichkeit aufzeigt, in welchen wirklich armseligen Verhältnissen auch heute noch viele Menschen leben, um wenigstens durch solche Produkte das Minimum für ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Insbesondere mit den Kriterien, die eine Ware zu einem fairen Produkt werden lassen, machten sich die Jugendlichen genau vertraut: so spielt ein fester Mindestpreis, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt und ein Grundeinkommen der Menschen vor Ort sichert, eine wichtige Rolle. Neben weiterem wurde als wichtig erachtet, dass Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit verboten sind und keine Diskriminierung stattfinden darf. Auch, dass biologisch angebaute Produkte zusätzlich gefördert werden und Umweltstandards, die den Gebrauch von Pestiziden und Chemikalien einschränken und gentechnisch veränderte Saaten verbieten, einzuhalten sind. Die Frage nach: „wer kontrolliert das?“ ließ sich durch Erläuterungen zum Zertifizierungssystem FairTradeLabelOrganisation beantworten. Ein mit den Weltladenmitarbeiterinnen durchgeführtes Interview brachte zusätzlich Bemerkenswertes: sie schätzen die gute Arbeitsatmosphäre, ihr Engagement ist ehrenamtlich und sie wollen damit Menschen unterstützen, die unsere Hilfe dringend benötigen. Gewinne, die der Weltladen macht, fließen beispielsweise in Projekte: Mona Bouazza von Fairtrade Lebanon, Frauenkooperative „Aprolma“, Region Marcala, Honduras. In dieser Kooperative wird der Rohkaffee für unseren Bad Nauheimer Stadtkaffee angebaut. Auch wurden den Erdbebenopfern in Nepal im Jahr 2015 geholfen.

Abschließend wurden die im Laden gesammelten Informationen als Mindmap, die als weitere Arbeitsgrundlage im Unterricht dienen, zusammengestellt. Die BSG-Gruppe wird als nächstes auf die Weltladen-Stadtrallye gehen. Dabei soll untersucht werden, wie weit die Stadt Bad Nauheim auf dem Weg zu einer Fair Trade Stadt schon vorangekommen ist.

 

(Fotos: Gerd Joachim)